DER SPORTCLUB ISST WIE EINE FAMILIE
Stephan Köpfer steht in seiner Küche im neuen Stadion und schüttelt in einer Mischung aus Begeisterung und Unglaube den Kopf. „Wenn man überlegt, dass das mit Butterbrezeln und Wurstsalat angefangen hat…“ Vielmehr habe sein fußballverrückter Vater, Sonnenwirt Otto Köpfer aus Schelingen im Kaiserstuhl, Mitte der 80er Jahre tatsächlich nicht gebraucht, um dem hochgeschätzten Achim Stocker einen folgenreichen Gefallen zu tun: Die Bewirtung der überschaubaren Schar der Gönner und Sponsoren im verrauchten Presseraum. „Anfangs fuhr er mit seinem Lieferwagen in voller Kochmontur ins Stadion und hinten drin saß ich mit ein paar Freunden auf Brotkisten“, erinnert sich Stephan Köpfer an seine ersten Ausflüge zum SC. „Auch wenn noch nicht so viel los war, war das für uns immer der Hammer. Profifußball!“ Dann kam Volker Finke, der SC ging richtig steil – und die Köpfers einfach mit.
Extrem verkürzt geht die Geschichte so: Aus den Butterbrezeln wurde ein Viergangmenü und aus den Gönnern VIPs, deren Zahl rasant anstieg. Zwischendurch bewirtschaftete Köpfer Senior zusätzlich die mittlerweile zum Fanshop umgewidmete Stadiongaststätte Dreisamblick und bekochte dort Fans und Mannschaften gleichermaßen. Derweil schickte sich Stephan Köpfer an, den Vater in beiden seiner Leidenschaften zu überflügeln. Absolvierte zuerst eine Konditor-, dann eine Kochlehre und wurde beim Bahlinger SC Stammspieler in der Oberliga. Mit 23 trat er auf dem Rasen zu Gunsten einer weiteren Ausbildung zum Küchenmeister kürzer. Und übernahm vom Vater schließlich das VIP-Catering beim SC ebenso wie die Sonne in Schelingen. 2015 eröffnete er gemeinsam mit seiner Frau Christina Köpfers Steinbuck, in prächtiger Aussichtslage im Kaiserstuhl gelegen und bereits im Guide Michelin lobend erwähnt. Sonst noch was? Ach, ja, seit 2017 ist er Mannschaftskoch der Profis und kochte für die Bayern und den FC Basel auch schon in der Champions-League.
„Beim VIP-Catering spielt der SC übrigens schon lange auf allen Ebenen Champions-League-Niveau“ findet Köpfer. Mit Georg Albrecht hat der Sport-Club zudem einen gestandenen Sternekoch als Supervisor engagiert, der jedem Caterer nach jedem Einsatz ein schriftliches Fazit übermittle. „Das ist Kritik auf unglaublich konstruktive Art. Seit Jahrzehnten findet hier eine außergewöhnliche, kontinuierliche Entwicklung statt, an der alle mitarbeiten und von der alle profitieren“, formuliert es Köpfer, der sich unbändig auf die Eröffnung des neuen Stadions freut.
Und auch das Kochen in seiner neuen Küche mitten im Mannschaftsraum der Profis. Die Küche als Zentrum des Hauses, wo die Familie zusammenkommt – in einer Genussregion wie Südbaden kein Trend, sondern Standard. Köpfer nötigt es trotzdem großen Respekt ab, wie normal und bodenständig der SC dies auslebe. „Wenn die Mannschaft isst, sind die Mützen vom Kopf und die Handys aus. Die essen wie eine echte Großfamilie.“ Und wie in jeder Familie gebe es auch beim SC eingefleischte Topfgucker. Schon im Schwarzwaldstadion, wo er noch etwas abseits und in einer eigenhändig aufgerüsteten Haushaltsküche kochte, hätten ihm häufig interessierte Profis über die Schulter geschaut und sich Tipps abgeholt. Der neue, nach Profianforderungen konzipierte Arbeitsplatz biete nun völlig neue Möglichkeiten. Beim Kochen, aber auch beim Zuschauen. „Alles an diesem Stadion ist ein riesiger Schritt nach vorne für die ganze SC-Familie“, freut sich Köpfer, für den das Stadion an Spieltagen ohnehin so eine Art Mehrgenerationenhaus ist. Denn während er die Profis bekocht, ist sein Vater zwei Stockwerke darüber mit seinem im Laufe der Jahrzehnte berühmt gewordenen Wurstsalat präsent. Und irgendwo springt ja auch Stephan Köpfers Sohn Paul herum. Der 10jährige sei ein talentierter Kicker und interessiere sich sehr für das Kochen…
Quelle: Stadion für Freiburg, Sport-Club Freiburg e.V.